Das Ochsentor an der Nordseite der Stadt war im 19. Jahrhundert nichts, worauf die Sempacher stolz waren. Wie die meisten Wehrbauten hatte es keine eigentliche Funktion mehr, war in desolatem Zustand und wurde zur finanziellen Belastung. Zudem konnte mit einem Abbruch Offenheit und Modernität demonstriert werden. Eine Haltung, die damals in vielen Städten zahlreiche Türme und Mauern zum Verschwinden brachte.

Uhrmacher Niklaus Kupper und Ochsenwirt Leonz Steiner waren die Protagonisten des Abbruchs. Sie wollten ihre angrenzenden Häuser verbessern und neu gestalten. So betonten sie 1862, der Turm gefährde den Verkehr und mit einem Abbruch würde das Städtchen verschönert. Der Turm war tatsächlich in einem schlechten Zustand. Das Erdbeben von 1856 und das Artillerieschiessen vor der Stadt zu Ehren von Offizieren drei Jahre später hatten dem Ochsentor stark zugesetzt. Gegen den Ochsen hin wies der Turm einen 30 cm breiten Riss auf. Da der Turm mit den Nachbarhäusern verbunden war, hatte dessen Baufälligkeit unmittelbare Auswirkungen auf die Umgebung. Auch wurde der Turm weder genutzt noch konnte er begangen werden. So schien ein Abriss zwingend und ein Ersatzbau wurde abgelehnt.

Der Turm wurde 1856 schliesslich an den Meistbietenden versteigert, der ihn lediglich als Steinbruch benutzte. So war die Nordseite Sempachs 120 Jahre lang turmlos. Zum Schlachtjubiläum 1986 wurde das Ochsentor neben anderen Gebäuden nach altem Vorbild wieder neu errichtet. Bemerkenswert ist, dass für den Neubau ähnlich argumentiert wurde wie damals für den Abbruch. So sollte mit einer Rekonstruktion das Städtische betont und die Attraktivität Sempachs gesteigert werden. Zudem versprach man sich eine Beruhigung des Verkehrs. Wie das Ochsentor verschwanden über die Jahrhunderte auch andere historische Türme. Im Mittelalter verfügte die Nordmauer des Städtchens über einen runden Turm, der im Bereich des heutigen Friedhofbrunnens stand. In der Ostmauer lässt sich zudem ein Turm im Bereich des Hauses Oberstadtstrasse 15 vermuten. Im Weiteren gab es ein Seetor. Es ist wahrscheinlich, dass dieses am Ende der heutigen Gerbegasse und damit bis zur Seeabsenkung von 1806 direkt am See stand.

Zu den zahlreichen historischen Bauten in ­Sempach gehören zwei Türme: Der Hexenturm und das Luzernertor. Dieses bildete den südlichen Zugang zur alten Stadt und besass ursprünglich ein Pultdach, das im 17. Jahrhundert durch den Turmaufbau ersetzt wurde. An der südöstlichen Ecke der Stadt liegt der Hexenturm aus dem 13. Jahrhundert. Der Name ­Hexenturm erscheint erst Ende des 19. Jahrhunderts.