Jener Sieg, den die Eidgenossen vor 500 Jahren errungen hatten, verdient ein Denkmal. Darin war man sich einig, als 1886 die Gedenkfeier zur Schlacht bei ­Sempach vorbereitet wurde. Der Nachwelt sollte etwas Rühmliches und Standhaftes hinterlassen werden. Noch bevor das nötige Geld zusammen war, wurde der Auftrag für das Denkmal im Dezember 1885 ausgeschrieben. Über 50 Projekte gingen ein, und im März des folgenden Jahres wählte eine Jury das Projekt des Berner Architekten Gottlieb Hirsbrunner und seines Mitarbeiters Baumgartner. Wegen des Kostendachs von 15’000 Franken musste aber auf figürlichen Schmuck weitgehend verzichtet werden.

So entstand ein architektonisches Denkmal, auf dessen Spitze ein Löwe sitzt. Doch das Wappentier der Stadt Sempach machte bereits in der Projektphase Mühe und wollte nicht recht gelingen, so dass bei der Einweihung nur ein Gips­modell auf der Säule sass. Dieser Löwe vermochte die Kunstsachverständigen nicht zu überzeugen und wurde wieder entfernt.

Daraufhin erhielt der Bildhauer und Tierfreund Urs Eggenschwyler den Auftrag, einen Löwen zu schaffen. Dieser sitzt nun seit 1888 auf der Säule. Urs Eggenschwyler war in Zürich bekannt als ­Besitzer einer Menagerie, einer historischen Form der Tierhaltung und als solche Vorläuferin von zoologischen Gärten. Neben exotischen Tieren wie Hyänen, Wölfen und Braunbären hielt der Zürcher auch Löwen. Es gab für Eggenschwyler nichts Schöneres, als mit seinem Lieblingstier in der Stadt spazieren zu gehen. Dies aber sehr zum Ärgernis der Polizei, die um die ­Sicherheit der Bevölkerung besorgt war. Sie verbot ihm schliesslich, das Raubtier in den Strassen Zürichs ­mitzuführen. Deshalb verlegte er seine Spaziergänge auf die Nachtstunden, in denen der Löwe bloss für einen «aussergewöhnlich grossen Hund» gehalten wurde.

Das Denkmal hatte endlich einen Löwen, nicht aber seinen endgültigen Standort. Fast 100 Jahre lang stand das Löwendenkmal an erhöhter Lage auf dem Kirchplatz. 1972 wurde es tiefer gesetzt, den schmiede­eisernen Zaun und die Treppe entfernte man. Das rund zehn Meter hohe Denkmal würde am neuen Standort den Verkehr weniger behindern, wurde argumentiert. Im Rahmen der Neugestaltung des Städtchens wurde das Löwendenkmal im Oktober 2007 erneut verschoben. Ein 180-Tonnen-Kran hievte das Denkmal rund sechs Meter Richtung Kirche auf den heutigen Standort. Augenzeugen zufolge habe der Löwe den Umzug mit stoischer Ruhe ertragen und seinen «Spaziergang» genossen.